Coverbild und Coverdesign © Judith Küching
Nun gibt es ein neues Horrorheftchen in Zusammenarbeit mit Christopher Derayes.
In erster Linie ging es mir um die Neuauflage der Story "Ein Spanferkel namens Lena“. Da ich gerne mal mit einem zweiten Autor etwas zusammen machen wollte, war meine Idee einen neuen Doppelpack herauszubringen. Als ich zufällig über einen Text von Christopher Derayes gestolpert bin, dachte ich: ‚Wow! Der hat es drauf!’ – Heute ist es zum Glück einfach, über soziale Netzwerke in Kontakt zu kommen … einige Wochen später war "Ekstasen des Todes“ fertig.
Es sind vier krasse, bizarre Geschichten geworden, wie immer fließen viel Blut und Sperma. Ein wenig tun die Protagonisten mir selbst leid.
Mrs. Scarbooks: Bei so 'ner netten Anfrage oder Nachfrage kann man ja eigentlich nicht "Nein" sagen, also hab ich den beiden Herren Christopher Derayes und Pjotr X (bei dem jeder Versuch, den Namen eventuell richtig auszusprechen, bei mir zum Zunge brechen geführt hat) ein paar harmlose aber hoffentlich informative Fragen gestellt und hier sind sie mitsamt der Antworten:
1. Als erstes würde mich brennend interessieren, wie bzw. was euch beide zusammen geführt hat, wie kamt ihr auf die Idee, gemeinsam etwas starten zu wollen?
X: Ich glaube, ich fange mal mit der Antwort an, da ich bei Christopher angefragt habe, ob er Lust hat, in einem kleinen Sammelband, was mit mir zusammen zu machen. Aufgefallen war er mir mit einer Leseprobe auf Facebook, zufällig bin ich an einer anderen Stelle erneut über ihn gestolpert, worauf dann ein erster Chat-Kontakt entstand. Mir ging es darum für die Neuauflage einer meiner Geschichten einen weiteren Plot zu finden. Die Idee mit einem Co-Autor zusammenzuarbeiten hatte ich schon länger.
C.D.:Bei mir war es so, dass Blut und Tränen in der Warteschleife für das Lektorat hing und ich bereits mit dem Gedanken spielte, in der Zwischenzeit noch etwas Kleines zu veröffentlichen, um den Lesern die Wartezeit zu verkürzen. Als Pjotr mir dann den Vorschlag machte, gemeinsam etwas zu veröffentlichen rannte er also offene Türen bei mir ein und ich war sofort Feuer und Flamme für das Projekt.
2. Wie darf man sich als Außenstehender eine solche Zusammenarbeit vorstellen, wie funktioniert so ein Austausch und wart ihr euch in allen Sachen und Entscheidungen immer einig oder gab es auch mal Meinungsverschiedenheiten?
X: Das funktionierte problemlos. Jeder hatte zwei Geschichten mit vorher abgesprochener Länge eingebracht. Das passte einfach irgendwie zusammen. Die Formalitäten zu regeln klappte anschließend automatisch.
C.D.: Stimmt, die Zusammenarbeit war wirklich problemlos. Wir hatten uns ja im Vorfeld schon ein paar Mal unterhalten und wussten so in etwa, wie der jeweils andere tickt. Anfangs war ich ehrlich gesagt ein wenig nervös, weil meine Geschichte ja so eine Art Ersatz für Pjotrs „Snuff Geisha“ werden sollte. Da war schon ein gewisser Druck da, das Niveau zu erreichen, das der Gute vorgelegt hatte, aber unterm Strich denke ich, dass unsere Geschichten ganz gut miteinander harmonieren. Besonders angenehm fand ich an der Zusammenarbeit, dass Pjotr mir auch völlig freie Hand ließ bei meinen Geschichten und nicht von vornherein gewisse Grenzen festlegte. Dadurch konnte ich recht frei an die ganze Sache herangehen und mich einfach nach Herzenslust austoben.
3. Wie lassen sich Autorenleben und der ganz normale Alltag miteinander verbinden, habt ihr manchmal Probleme damit, beides unter einen Hut zu bekommen?
C.D.: Probleme wäre vielleicht zuviel gesagt. Aber ich erlebe es sehr oft, immer dann am kreativsten zu sein, wenn ich grade überhaupt keine Zeit zum Schreiben habe. Mittlerweile hab ich in so gut wie jedem Kleidungsstück Notizzettel und Stifte verstaut, um die richtig guten Ideen wenigstens stichwortartig festhalten zu können. Aber ansonsten habe ich das große Glück, dass mein Job mir genügend Freizeit bietet um dem Schreiben nachgehen zu können.
X: Persönlich hätte ich gerne Tage mit 25 Stunden und länger, um meine Gedanken und Ideen auf Papier zu bringen. Leider geht es bei mir mit dem Schreiben oft langsam voran, weil einfach die Zeit fehlt.
4. Würde für euch jemals ein anderes Genre als Horror oder Extremliteratur in Frage kommen und wenn ja welches? Oder welches auf keinen Fall?
C.D.: Darüber habe ich tatsächlich schon mal nachgedacht. Mir schwebt eine Art Fantasy-Hardcorehorror Mixtur vor. Ansonsten denke ich, dass ich alleine durch meinen recht breit gefächerten Lesegeschmack auch jetzt schon immer wieder Passagen in meinen Geschichten habe, die eher untypisch für Extremhorror sind und eher nach Thriller, Drama oder auch Fantasy klingen. Meistens ist es bei mir aber so, dass eine Story während des Schreibens ohnehin ihre ganz eigene Richtung einschlägt. Wenn es also mal etwas aus einem anderen Genre von mir geben sollte, dann bin ich vermutlich genauso überrascht darüber wie die Leser.
X.: Ich hätte mal Lust einen Historienroman zu schreiben. Das würde im alten Rom im Kolloseum oder auf einem Sklavenschiff auf dem Atlantik enden. Ohne Sex und Gewalt komme ich wahrscheinlich beim Schreiben nicht aus. Zunächst wird es aber mit Bizarro, Splatter und Porno weitergehen.
5. Stoßt ihr in eurem Umfeld auf durchgehend positive Meinungen und auch Unterstützung oder gibt es auch Menschen, die dem ganzen sehr ablehnend und kritisch gegenüber stehen und wie geht ihr damit um?
X: Wer mich persönlich kennt, ist meist überrascht, wenn er erfährt, was ich schreibe. Aber die meisten Leute finden das interessant und sind neugierig. Meine Mutter hat alle meiner Bücher im Schrank, aber keins gelesen!
C.D.: Ich habe bisher noch keine wirklich negativen Reaktionen erfahren. Es gibt zwar Leute, die mit Extremhorror nicht viel anfangen können, aber dabei geht’s mehr um eine Frage des persönlichen Geschmacks. Wirkliche Ablehnung und Kritik gab es da eigentlich noch nie. Vielleicht sind meine Freunde und Verwandten allerdings auch einfach nur ganz irre Psychopathen und Wahnsinnige, die gerne solche blutigen Geschichten lesen, haha.
6. Wieviel eigene Persönlichkeit, wie viele eigene Fantasien oder Wünsche stecken in euren Geschichten?
C.D.: Naja, wenn ich solche Wünsche und Fantasien hätte, wie ich sie in meinen Geschichten verarbeite, dann würde ich nicht schreiben sondern mir schnellstens einen guten Psychiater suchen. Ich sehe das, was ich schreibe einfach als Unterhaltung an. Und genau so möchte ich es auch verstanden wissen. Aber unterm Strich bin ich niemand, der Gewalt in irgendeiner Art gutheißen oder glorifizieren möchte. In Geschichten ist sie als Stilmittel für mich okay, aber alleine der Gedanke, etwas davon in die Realität umsetzen zu wollen ist ehrlich gesagt sehr verstörend.
X: Eigene Phantasien zum Ausleben stecken eigentlich kaum in meinen Geschichten. Okay, bei meinen Sexsachen schmunzel ich mal. Bei dem Splatter geht es mir darum, die Dinge möglichst nicht aus sadistischer Sicht darzustellen, sondern aus den Augen der Opfer. Ich glaube, das war einer der Gründe, die mich bewogen haben, sowas zu schreiben. Oft entstammen extreme Horrorstorys womöglich tatsächlich aus dem Fetisch des Schreibers. Bei einem Marquise de Sade würde mich da nichts wundern. Mir geht es eher darum, das Entsetzliche von Gewalt abschreckend darzustellen.
7. Welche Stärken und Schwächen gesteht ihr euch selbst ein?
X: Das hat man mich zuletzt vor 25 Jahren beim Vorstellungsgespräch nach der Uni gefragt, hehe. Dazu sollte man mein Frühwerk lesen: Semester of Love.
C.D.: Ich denke, das ist bei mir beide male die selbe Antwort. Ich bin gerne perfektionistisch. Das ist einerseits eine Stärke, weil ich an meinen Geschichten so lange arbeite, bis ich absolut zufrieden mit dem Ergebnis bin. Ist aber auch eine Schwäche, weil ich eben an meinen Geschichten solange arbeite, bis ich absolut zufrieden mit dem Ergebnis bin…. Was festgelegte Deadlines manchmal zu einer Qual werden lassen kann, haha
8. Welche Macke, Eigenschaft und / oder Fähigkeit schätzt ihr beim jeweils anderen?
X: Christopher und ich ticken ähnlich. Inhaltlich haben wir die gleichen Themen und Vorlieben. Dazu kommt wohl eine weltoffene Lebensphilosophie mit der Gabe, Dinge locker zu nehmen.
C.D.: Dem kann ich mich nur anschließen. Dazu kommt noch, dass Pjotr wahnsinnig viel Ahnung von der ganzen geschäftlichen Seite des Business hat und ich sehr viel von ihm über das Selfpublishment gelernt habe. Außerdem ist er, was man anhand seiner Stories vielleicht gar nicht annehmen würde, ein wahnsinnig netter Kerl mit einem feinen Sinn für Humor.
9. Horrorautoren stellt man sich manchmal in den wildesten Lebensumständen vor, saufend, kettenrauchend, total übernächtigt am Laptop sitzend. Nebenher laufen irgendwelche Filmchen zur Inspiration oder laute Metalklänge tönen aus den Boxen. Wie sieht das denn bei euch aus?
C.D.: Ich habe eigentlich deshalb mit dem Schreiben angefangen, weil ich auch dachte, dass dieses Klischee stimmt. War aber leider nicht so. Also sieht mein Autorendasein eher so aus, dass ich mit einer riesigen Tasse Kaffee vor meinem Laptop sitze, die Musik auf ein Minimum reduziert ist und ich mir stundenlang Satzstellungen überlege, die mich nicht dazu veranlassen, den Laptop aus dem Fenster zu werfen, haha.
X: An dem Übernächtigt kann was dran sein. Ansonsten bin ich da wohl die absolute Entäuschung. Eine gute Autorenfreundin sagte mir, verrate niemanden als Horrorautor, dass du Volkswirt bist. Anyway, ausnahmsweise gestehe ich das: Bei der Erfindung des Sperma-Make-up bei USA 2084 hatte ich vorher zwei Gläser Bier getrunken. Aber eigentlich wollte ich einfach einen über die typische Einteilerkleidung bei SciFi draufsetzen. Beim Schreiben bevorzuge ich möglichst absolute Ruhe, ansonsten läuft wenn überhaupt, NTV oder CNN auf meiner Glotze
10. Darf man in der Zukunft auf mehr von euch als Team hoffen, ist da schon was geplant? Und was wünscht ihr euch für Selbige?
X: Erstmal ist es ein Experiment. Aber wenn es gut ankommt, kann ich mir Ähnliches erneut vorstellen, zumal die Zusammenarbeit super geklappt hat.
C.D.: Wie gesagt. Geplant ist noch nichts, aber nachdem es beim ersten Mal so eine tolle Zusammenarbeit war wäre ich einer Fortsetzung keineswegs abgeneigt. Mal sehen, was die Zukunft noch so bringt. Erstmal sind ja denke ich bei uns beiden auch andere Projekte dringender, aber wenn es mal wieder passt bin ich dabei.
11. Und zu guter Letzt: Was ihr noch loswerden wollt, eure Chance und Gelegenheit für ein paar abschließende Worte, Grüße oder was auch immer ihr euren Lesern und Fans noch um die Ohren hauen möchtet
X: Vielen Dank an meine Leser für die bisherige Resonanz. Es wird weiter bitterböse in meinen blut- und spermabeschmierten Texten bleiben.
C.D.: Ich bedanke mich bei allen, die meine beginnende Karriere von Anfang an begleitet haben. Diese Leute, die mir immer wieder Feedback gegeben haben, die mich auch motiviert haben, weiter zu machen, wenn ich mal gar keine Lust hatte und die sich darauf freuen, meine Geschichten zu lesen. Ihr Leute seid unbezahlbar!
Herzlichen Dank euch und auch den Lesern... und immer schön dunkel, extrem und böse bleiben!
Mit meinem Dankeschön an Mrs. Scarbooks